300 x 900 cm
2007 Kunstverein Neuhausen a. d. Fildern
Den ersten gemeinsamen Auftritt hatte das dreiköpfige Künstlerinnenteam, das sich im Jahr 2004 unter dem Label „3 Hamburger Frauen“ zusammenschloss, in der Projektgalerie „Lassie“ in Wien. Danach folgten in den letzten Jahren renommierte Ausstellungsstationen wie beispielsweise 2005 die Art Cologne und die Lewis Glucksman Gallery in Cork /Irland. Ihre Arbeiten sind großflächige Wandmalereien, die für einen begrenzten Zeitraum präsent sind und sind somit ephemere Aktionskunst. Die Dreierthematik zieht sich dabei durch alle Wandbilder der Hamburger Frauen und erhält je nach Kontext eine konkrete, magische oder auch emblematische Funktion. Jede von ihnen bringt die eigenen Fähigkeiten und Vorlieben in das malerische Gesamtprojekt mit ein: Henrieke Ribbe ist in den meisten Fällen für die Ausarbeitung des Figurenprogramms zuständig, Ergül Cengiz für Flächen und Hintergründe und Kathrin Wolf für den zeichnerischen Bereich. Je nach Bedeutungszusammenhang bedienen sich die drei Künstlerinnen der Zahlenmystik. In den narrativ angelegten Kollektivarbeiten – die sich mitunter an Vorbildern aus der Kinowerbung, Freskomalerei und Comic orientieren – treten die drei als Protagonistinnen ihrer Erzählungen auf. Wenn sich die drei Frauen als Königinnen, Vamps, Filmstars oder wie im Kunstverein Neuhausen als Bräute präsentieren, so handelt es sich um klischeebeladene, stereotype Frauenbilder wie sie u.a. von (Kunst-)Geschichte, Literatur, Film und (Print-)Medien vermittelt werden. Für die im Frühjahr 2007 ent-standene Wandmalerei „Memento“ bei AR/GE Kunst in Bozen wagte sich das Künstlerinnenkollektiv in ein neues Terrain vor. In dem monumentalen Wandbild schlüpften sie in die Rolle von Seeweibern, die von Kopf bis Fuß mit Erinnerungen an ihre gemeinsamen Ausstellungstouren und Abenteuer tätowiert sind. Das Inskribieren der Lebensstationen, der Gruppenzugehörigkeit und Lebenshaltung auf der Hautoberfläche diente den heimatlosen Reisenden als Mittel der sozialen Distinktion und Identifikation. Für die „3 Hamburger Frauen“ hingegen ermöglicht die Aneignung subkultureller männlicher Ausdrucksformen, die im bürgerlichen Feld häufig mit Ablehnung und Ächtung belegt sind, festgelegte Rollenzuschreibungen und Erwartungen zu unterlaufen. Die kritische Aneignung und Transformation genderspezifischer Verhaltens-, Ausdrucks- und Repräsentationsformen ist inzwischen zum festen Bestandteil ihrer kritischen künstlerischen Praxis geworden.
© Susanne Jakob 4/ 2007